E-Mental Healthcare – Vorbeugung & Behandlung psychischer Erkrankungen: Therapie, Behandlung, Vorteile

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Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkrankung. Bei einigen handelt es sich um akute Störungen, die mit einem erschütternden Ereignis einhergehen. Besitzt die Person eine gewisse Resilienz, so kann die Erkrankung nach einigen Wochen zurückgehen. Kommen genetische Bedingungen, eine hohe Vulnerabilität, sowie ungünstige Erlebnisse zusammen, kann sich eine chronische Erkrankung entwickeln, die ohne eine angemessene Behandlung nicht wieder verschwindet.

Im Jahr 2019 lagen psychische Probleme in der Liste der Gründe für eine Krankschreibung auf Platz 2. Übertroffen nur durch Störungen des Muskel-Skelett-Systems. Psychische Krankheiten sind somit keinesfalls ein Einzelfall oder ein Thema, das unter den Tisch gekehrt werden kann. Betroffen sind Menschen aller Altersgruppen und vor allem auch Personen, die eine anspruchsvolle Karriere haben.

Die Suche, sowie die Wartezeit für einen Therapieplatz, dauern in den meisten Fällen mehrere Monate. Bei einigen sogar über ein Jahr. Das Bedürfnis nach Hilfe im Umgang mit einer psychischen Krankheit ist deshalb überaus groß. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler, Ärzte und Entwickler an neuen Konzepten gearbeitet. Die modernen, technologischen Fortschritte sollen es möglich machen, Menschen mit Hilfe von Apps und anderen Plattformen bei der Bewältigung ihrer psychischen Erkrankungen zu unterstützen.

Viele Psychotherapieforscher sind von dem riesigen Potenzial der Online-Plattformen überzeugt. Andere betrachten die Vorgehensweise des Konzepts kritischer und zeichnen die Risiken auf, die mit einer solchen Behandlungsweise psychisch kranker Personen einhergehen.

E-Mental Health Services: Wie funktionieren die Online-Therapieprogramme?

Der Aufbau erinnert stark an ein traditionelles Therapieverfahren. Die Person, die sich in Behandlung geben möchte, entscheidet sich nach einem eingehenden Vergleich für den Service, den sie in Gebrauch nehmen möchte. Dieser Vergleich basiert beispielsweise auf dem Umfang der Leistungen oder zeitlicher Dauer der Therapie. Auch monetäre Faktoren spielen bei vielen Menschen eine entscheidende Rolle, wenn es um die Suche nach dem passenden Mental Health Service geht. Des Weiteren sind die persönlichen Vorlieben der betroffenen Person einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren. Sie richtet sich beispielsweise nach der Art ihrer Ängste und Probleme. Ein Mensch, der an einer sozialen Phobie leidet, wird eine App vorziehen, in der er weitestgehend anonym bleibt und nicht in den direkten Kontakt zu anderen Menschen treten muss. Auch wenn sehr viele Personen unter einer psychischen Krankheit leiden, handelt es sich weiterhin um ein Thema, das in vielen sozialen Schichten nicht angesprochen werden kann. Die Patienten leiden im Verborgenen und trauen sich nicht, ihre Mitmenschen über ihre Krankheit in Kenntnis zu setzen. In diesem Zusammenhang kann es auch vorkommen, dass Erkrankte den Antritt einer Psychotherapie nicht wagen. Ein E-Service bietet die Möglichkeit, anonym mit einer Therapie zu beginnen, ohne damit an die Öffentlichkeit gehen zu müssen.

Der Ablauf ähnelt sich in den meisten Fällen stark. Haben Sie sich für das passende Programm entschieden, müssen Sie zunächst einmal einen Fragebogen ausfüllen. Dieser ist je nach Mental Health Online Service unterschiedlich umfangreich. Es macht außerdem einen Unterschied, wie schwerwiegend die Krankheit ist und wie sehr Sie in Ihrem Alltag eingeschränkt werden. In manchen Fällen handelt es sich um Verhaltensweisen und Denkmuster, die immer wieder auftreten und kein losgelöstes Handeln zulassen. Andere Menschen haben hingegen eine schwere Angststörung oder leiden unter Depressionen, die sie an einem geregelten Tagesablauf hindern. Die Behandlung muss an die Komplexität der psychischen Erkrankung angepasst werden.

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Wenn das Formular ausgefüllt ist, wertet der Mental Health Service Ihre Antworten aus und stellt fest, ob eine psychische Erkrankung vorliegt. Es kann sein, dass Sie in den letzten Tagen oder Wochen bestimmte Symptome an sich beobachtet haben, die insgesamt allerdings nicht schwerwiegend genug sind, um von einer psychischen Krankheit zu sprechen. Die Diagnose dient der Entwicklung eines persönlichen Behandlungsprogramms. Dies wird durch die App oder die Plattform automatisiert durchgeführt. Bei einigen Services haben Sie die Möglichkeit, Ihre Fragen, Symptome oder Beschwerden durch einen Arzt einordnen zu lassen. Andere Services sind so groß, dass dies nicht möglich ist. Stattdessen wurden die verschiedensten Hilfestellungen und Übungen in das System eingespeist, mit deren Hilfe die psychische Erkrankung behandelt werden wird.

Es entsteht eine Art Lehrgang, den Sie in den kommenden Wochen und Monaten durcharbeiten werden. Dies geschieht durch Sie als Nutzer. Bei den meisten Plattformen haben Sie nicht die Möglichkeit, sich mit individuellen Fragen an einen Arzt oder Psychologen zu wenden. Es gibt jedoch auch Angebote, die bewusst auf die optionale Betreuung durch einen Online-Therapeuten hinweisen. Die E-Mental Health Services können neben der aktiven Behandlung auch zur Vorsorge, beziehungsweise zur Nachsorge verwendet werden. Sie eignen sich in vielen Fällen für einen langfristigen Gebrauch und begleiten Sie durch den Alltag – auch dann, wenn Sie sich nicht in einer akuten Behandlungsphase befinden.

Die Vorteile von E-Mental Health Services

  1.   Anonymität: Wenn Sie einen Therapeuten aufsuchen oder an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, stehen Sie in direktem Kontakt zu anderen Menschen. Dies kann zwar Vorteile haben, löst bei Vielen jedoch auch Angst aus. Im Internet können Sie sich weitestgehend unerkannt bewegen. Wichtig kann dies zum Beispiel sein, wenn Sie aus beruflichen Gründen nicht mit Ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit gehen können. Doch auch private Gründe sind durchaus legitim. Vielleicht haben Sie Angst davor, Ihre Sorgen und Gedanken in direktem Kontakt zu einer anderen Person zu äußern. In diesem Fall bieten Plattformen und Apps eine Art Schutzschild.
  2.   Nicht ortsgebunden: Ihre Therapie führen Sie mit Hilfe eines E-Mental Health Services weitestgehend selbst durch. Das bedeutet auch, dass Sie nicht an einen Ort gebunden sind. Es ist egal, ob Sie sich im Urlaub befinden, auf einer Geschäftsreise sind oder noch in Ihrem Büro sitzen – auf Ihr Programm haben Sie überall Zugriff.
  3.   Nicht zeitlich gebunden: Wenn Sie sich bei einem Psychotherapeuten in Behandlung begeben, dann sind Sie zeitlich an die Termine gebunden. Bei einem E-Service ist dies anders. Sie können die Behandlung Ihrer psychischen Erkrankung optimal an Ihren Tagesablauf anpassen. Wenn Sie in einer Woche besonders viel arbeiten müssen und sich nach dem Feierabend nicht mehr konzentrieren können, dann verschieben Sie Ihr Programm auf die folgende Woche. Sie können sich am Morgen besonders gut konzentrieren? Dann integrieren Sie Ihre Sessions in Ihre Morgenroutine.
  4.   Kein beschränkter Zugriff: Die Apps und Plattformen stellen Ihnen die Übungen und Sessions unbeschränkt zur Verfügung. Sie haben die Möglichkeit, Aufgaben zu wiederholen und können die Fortschritte in Ihrem eigenen Tempo machen. Es gibt niemanden, der Sie hetzt oder der sich an einen bestimmten Plan halten muss. Sie müssen keine Rücksicht auf die Geschwindigkeit und Bedürfnisse anderer Menschen nehmen, wie es bei einer Selbsthilfegruppe beispielsweise der Fall wäre.

Hinzu kommt, dass Sie Ihr Smartphone oder Ihren Laptop geradezu überall mit sich führen. Sie können kleinere Übungen deshalb auch zwischendurch durchführen, falls Sie in eine Krise geraten sollten.

 

  1. Langfristige Vorbeugung und Begleitung: Das Gesundheitssystem ist überfüllt und es ist überaus schwer, einen passenden Therapieplatz zu finden. Die Therapie richtet sich nicht nur nach Ihren Bedürfnissen, sondern auch nach den Kapazitäten des Therapeuten oder der Einrichtung. Das ist bei den Online Mental Health Services anders. Hier stehen Sie allein im Vordergrund. Die Übungen, die Sie in den Apps gezeigt bekommen, können Sie perfekt in Ihren Alltag integrieren und langfristig durchführen. E-Services eignen sich sehr gut als Begleitung einer herkömmlichen Therapie. Auch wenn die Behandlung bereits ausgelaufen ist, können Sie Ihre psychische Gesundheit mit Hilfe einer Online-Plattform pflegen.
  2. Geringe Kosten: Die meisten Therapien werden von den Krankenkassen übernommen. Da das Gesundheitssystem überlastet ist, entscheiden sich viele jedoch für eine private Behandlung, die durchaus kostspielig ist. Die neuen, internetbasierten Systeme sind hingegen weitaus günstiger. Handelt es sich um einen komplexen Krankheitsverlauf, so sollte die Qualität des Service unbedingt garantiert werden können.
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Risiken bei E-Mental Health Services

Sie kennen bereits die wichtigsten Vorteile von internetbasierten Mental Health Services. Diese innovativen Konzepte sind jedoch auch mit Risiken verbunden. Experten warnen davor, diese unbeachtet zu lassen und sich blind auf die neuen Behandlungsangebote zu verlassen.

Zu den wichtigsten Nachteilen von E-Mental Health Services gehören folgende Faktoren:

  1. Unabhängiges Tempo: Dieser Faktor ist im Grunde genommen, positiv, kann jedoch negative Auswirkungen haben. Bei einer internetbasierten Behandlung müssen Sie auf niemanden Rücksicht nehmen. Sie können die Geschwindigkeit der Fortschritte selbst bestimmen. Schwer wird dies jedoch, wenn Ihre psychische Erkrankung eine Antriebslosigkeit mit sich bringt. Die Motivation lässt bei den meisten Menschen nach, wenn sie nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Die Behandlung einer psychischen Erkrankung ist in den wenigsten Fällen geradlinig. Häufig kommt es zu unerwarteten Rückschlägen, welche die Motivation mindern oder sogar zu einem Abbruch der Therapie führen können.
  2.   Falsche Diagnose: Die E-Mental Health Services wurden von Experten entworfen und sind sehr umfassend, sowie benutzerfreundlich gestaltet. Trotzdem kann es zu Fehldiagnosen kommen. Schließlich füllen Sie einen Fragebogen aus, der zur Einordnung Ihrer psychischen Probleme verwendet wird. Individuelle Feinheiten können dabei mitunter nicht korrekt aufgenommen werden, was eine falsche Selbstdiagnose mit sich führen kann. Die Behandlung kann im Falle einer Fehldiagnose nicht ihre optimale Wirkung entfalten, was hinderlich ist und in einigen Fällen schwerwiegende Folgen hat.
  3. Fehlen einer Anlaufstelle: Wenn Sie sich in eine persönliche Behandlung begeben, haben Sie einen direkten Kontakt zu Ihrem behandelnden Arzt oder einer psychiatrischen Klinik. Dies ist bei einer internetbasierten Therapie nicht gegeben. Im Falle einer akuten Krise kann dies für den Patienten verheerend sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie die Online Behandlung stets mit einer persönlichen Therapie kombinieren, sodass Sie während einer Krise wissen, wie Sie sich verhalten sollten und an wen Sie sich wenden können. Sie haben jedoch auch die Möglichkeit, die Notfall-Hotline anzurufen, wenn Sie bisher noch keinen festen Psychologen an Ihrer Seite haben, der Ihnen durch eine solche Krise hilft.

Fazit

Entscheidend für den Erfolg einer Behandlung mit Hilfe von E-Mental Health Services sind die Erwartungen und Ansprüche, die an die Programme gestellt werden. Besonders wirksam ist die Kombination aus onlinebasierten Therapieformen und einer traditionellen Behandlung durch einen ausgebildeten Therapeuten.

Es ist nicht sinnvoll, sich blind auf die Aufgaben und Übungen eines Online-Programms einzulassen. Apps und andere Plattformen können Sie im Alltag unterstützen, kommen jedoch nicht an die Komplexität einer umfassenden Psychotherapie heran. Sie sind besonders zu empfehlen, wenn Sie Übungen und Hilfestellungen für Ihren Alltag benötigen.

Insgesamt sind Online Mental Health Services eine ausgezeichnete, innovative Erweiterung für das Behandlungsrepertoire psychischer Erkrankungen. Zusätzlich zu einer Therapie mit Hilfe von Online-Services sollten Sie stets auch eine persönliche Behandlung anstreben, wenn Sie an einer psychischen Krankheit leiden, die Ihren Alltag entscheidend einschränkt.

Die beste Vorsorge ist der bewusste Umgang mit dem emotionalen Gleichgewicht, sowie eine regelmäßige Pflege der psychischen Gesundheit.