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In den letzten Jahren entwickelte sich das Phänomen Stress zu einer regelrechten Epidemie: Viele Menschen fühlen sich zunehmend gestresster und leiden immer häufiger unter Burn-Out. Stress macht keinen Halt vor einem bestimmten Alter oder bestimmten Berufen – er zieht sich durch alle möglichen Lebensbereiche und Schichten. Inzwischen hat die WHO Stress sogar zur größten Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert erklärt. Permanenter und hoher Stress ohne Erholungsphasen führt auf Dauer zu körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen. Obwohl Stress häufig sehr negativ konnotiert ist, gibt es dennoch auch positiven Stress, der uns motiviert und vorwärtsbringt.

Eu-Stress und Di-Stress: Das sollten Sie über die verschiedenen Formen von Stress wissen

Allein das Wort “Stress” ruft schon eine Symphonie des Elends hervor. Häufig kommen uns in Verbindung mit Stress Begriffe wie Leistungsdruck, Burn-Out oder Digitalisierung in den Sinn. Stress ist jedoch nicht ausschließlich negativ. Es gibt auch positiven Stress. In der psychologischen Forschung unterscheidet man schon lange zwischen sogenanntem Eu-Stress (positiver Stress) und Di-Stress (negativer Stress). In diesem Blogbeitrag soll es um den Unterschied zwischen Eu-Stress und Di-Stress gehen. Sie erfahren mehr über die Merkmale und Unterschiede dieser beiden Stressformen, wie Sie Eu-Stress zu Ihrem Vorteil nutzen können und wie Sie Di-Stress erfolgreich vermeiden können.

Eu-Stress: Was ist das eigentlich?

Nicht jede Art von Stress laugt uns aus oder macht uns krank. Schätzen wir eine Aufgabe als positive Herausforderung ein und haben genügend Ressourcen zur Bewältigung zur Verfügung, kann das sogar regelrecht beflügelnd auf uns wirken. Diese Form von Stress wird von Psychologen auch als Eu-Stress bezeichnet. Positiver Stress bringt uns auf Touren und motiviert uns, verschiedene Herausforderungen anzunehmen. Ein Beispiel für Eu-Stress ist zum Beispiel die positive Anspannung unmittelbar vor einer wichtigen Prüfung oder einem Wettbewerb. Sie bringt uns dazu, gute Leistungen zu erzielen. Doch auch das Gefühl vor dem ersten Kuss oder kurz vor der Hochzeit kann als Eu-Stress bezeichnet werden. Wissenschaftler schreiben Eu-Stress sogar eine lebensverlängernde Wirkung zu, da er positive Auswirkungen auf unser Immunsystem und unsere Psyche hat.

Welche Merkmale hat Eu-Stress?

Wenn wir eine bestimmte Situation als bewältigbare und positive Herausforderung einschätzen, führt das zu kurzfristigen Anspannungsereignissen. Unsere Energie wird mobilisiert und wir fühlen uns motiviert und optimistisch. Positiv wahrgenommener Stress steigert unsere Leistungsfähigkeit und aktiviert zusätzliche Kräfte. Eu-Stress ist immer nur von kurzer Dauer und wechselt sich mit Entspannungsphasen ab. Diese Form von Stress macht uns optimistisch, glücklich und stark. Eu-Stress fördert unsere Vitalität bis ins hohe Alter.

Doch wie sieht diese Stressreaktion im Körper eigentlich aus? Evolutionär betrachtet liegt uns Stress gewissermaßen “im Blut”. Schon vor Urzeiten waren außergewöhnliche körperliche und psychische Belastungen Teil unseres Lebens. Stressreaktionen im Körper halfen den Menschen dabei, reißende Flüsse zu überqueren, Tiere zu jagen oder Konflikte in der Gruppe auszutragen.

Nehmen wir Stress wahr, schüttet unser Hirn innerhalb von Millisekunden Neurotransmitter wie Acetylcholin aus. Das versetzt uns in einen “Kampf oder Flucht-Modus”. Um in kurzer Zeit ein Maximum an Energie bereitzustellen, werden die Hormone Adrenalin und Kortisol ausgeschüttet. Die Folge: Unser Herz schlägt schneller, die Verdauung wird gedrosselt, der Blutdruck steigt und die Pupillen weiten sich. Unser Körper kommt also so richtig auf Touren und wir fühlen uns bereit, es mit der Welt aufzunehmen. Diese Stressreaktion ist vollkommen natürlich und sogar notwendig für ein vitales und erfülltes Leben. Im nächsten Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie Sie Eu-Stress zu Ihrem Vorteil nutzen können.

So können Sie Eu-Stress zu Ihrem Vorteil nutzen

Unsere Reaktion auf Stresssituationen bestimmt maßgeblich, ob Stress uns fördert oder krank macht. Damit wir Eu-Stress zu unserem Vorteil nutzen können, müssen wir negativen Stress in positiven Stress umwandeln. Zunächst einmal müssen wir uns darüber klar werden, dass Stress lediglich ein Gefühl ist und uns per se nichts anhaben kann. Es ist bloß die Antwort auf eine belastende Situation, die wir selbst steuern können. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Will ich mich durch meine Reaktionen anspornen oder behindern lassen? Als Nächstes ist es wichtig, die Botschaft hinter der Stressreaktion zu verstehen. Stress signalisiert, dass uns eine bestimmte Aufgabe oder Situation am Herzen liegt. Nachdem Sie die Botschaft hinter dem Stress entschlüsselt haben, können Sie eine positive Perspektive einnehmen und den Eu-Stress ganz einfach zu Ihrem Vorteil nutzen. 

Eu-Stress hilft uns, Ziele zu erreichen und Aufgaben zu bewältigen. Im besten Fall versetzt er uns sogar in einen tiefen “Flow-Zustand”, in dem wir völlig konzentriert mit unserer Aufgabe oder Herausforderung verschmelzen. Positiver Stress kann im Alltag also als Motivator genutzt werden. Allerdings reicht es nicht immer aus, allein unsere Einstellung zum Stress zu überdenken. Manchmal ist es auch notwendig, grundlegende Dinge im Leben zu verändern oder Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Di-Stress: Wie sieht der Gegensatz zu Eu-Stress aus?

Wird eine bestimmte Situation oder Herausforderung als negativ empfunden oder haben wir nicht die notwendigen Ressourcen zur Verfügung, um eine Aufgabe zu bewältigen, schlägt Eu-Stress schnell in Di-Stress um. In der heutigen Gesellschaft erzeugen vor allem Faktoren wie Dauererreichbarkeit, Digitalisierung, Doppelbelastung durch Beruf und Familie sowie Zukunftsängste Di-Stress. Der Faktor Zeit scheint ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen. Damit ist nicht nur der zunehmende Termindruck in unserer heutigen Welt gemeint, sondern vor allem die dauerhafte Belastung. Zwischen all den stressigen Terminen bleibt häufig keine Zeit mehr für Erholung. Und dann schlägt positiv empfundener Stress schnell in negativ empfundenen Stress über. Beispiele für Di-Stress sind eine Überlastung am Arbeitsplatz oder anhaltende Konflikte in der Familie.

Die wesentlichen Merkmale von Di-Stress

Langfristige und wiederkehrende Überlastungen überfordern uns. Es gibt Situationen im Leben, in denen wir uns schlichtweg überfordert und hilflos fühlen. Familie und Beruf unter einen Hut bekommen, den Anforderungen in einem stressigen Job gerecht werden oder ein Pflegefall zu Hause können Di-Stress beispielsweise auslösen. Negativer Stress hemmt und blockiert uns. Unsere Fähigkeit, rational zu denken wird blockiert. Die so notwendigen Entspannungsphasen fallen aus. Die Folge: Wir fühlen uns ängstlich, gereizt und erschöpft. Hält der Di-Stress über einen langen Zeitraum hinweg an, sind wir irgendwann so erschöpft, dass wir möglicherweise sogar in einen Burn-Out schlittern.

Diese Auswirkungen kann Di-Stress auslösen

Di-Stress hat zahlreiche negative Auswirkungen auf Körper und Psyche. Anhaltender, negativ empfundener Stress führt auf Dauer unweigerlich zu Müdigkeit und Erschöpfungszuständen. Irgendwann erreichen wir einen Punkt, an dem wir so erschöpft sind, dass unser Alltag nur noch schwer zu bewältigen ist. Unsere Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt und wir fühlen uns lustlos und/oder frustriert. Di-Stress kann außerdem mit Phasen der Appetitlosigkeit und plötzlichen Heißhungerattacken einhergehen. 

Weitere Auswirkungen von Di-Stress sind Bluthochdruck sowie der Anstieg des Blutzuckerspiegels. Viele Menschen, die dauerhaftem Stress ausgesetzt sind, berichten außerdem von Magen-Darm-Problemen. Unser Verdauungsorgan reagiert besonders sensibel auf Stress. Das liegt daran, dass unser Darm eng mit der Psyche verknüpft ist. Viele Betroffene leiden daher nicht selten unter einem Reizdarm-Syndrom. Häufig berichten Betroffene außerdem von Allergien oder auftretenden Hautirritationen in belastenden Situationen. Auch ein unregelmäßiges flaches Atmen kann die Folge von Di-Stress sein.

Wie Sie Di-Stress vermeiden können

Di-Stress kann zahlreiche verschiedene Auslöser haben. Je nachdem, um welchen Auslöser es sich handelt, müssen verschiedene Schritte eingeleitet werden. Fühlen wir uns beispielsweise im Job überfordert, weil wir nicht “Nein” sagen können und perfektionistisch an jede Aufgabe herangehen, müssen wir lernen “Nein” zu sagen und perfektionistisches Denken vermeiden. Wer dauererreichbar ist und zu jeder Aufgabe “Ja” sagt, wird schnell in der Überforderung landen. Deshalb ist es wichtig zu lernen, wann man Ja und wann man Nein sagen muss. Dafür ist es wichtig, seine eigenen Belastungsgrenzen besser kennenzulernen. Wer zur Überarbeitung im Job neigt, sollte außerdem anfangen, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen und nicht dauererreichbar zu sein.

Besonders anfällig für Di-Stress sind perfektionistische Menschen. Diese Menschen haben sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Diesen hohen Selbstansprüchen gerecht zu werden, ist nicht immer leicht. Häufig tun sie sich auch schwer damit, Aufgaben an andere abzugeben, da sie fürchten, dass es schiefgehen könnte. Dieser starke innere Druck und die Angst vor dem Kontrollverlust führen zu negativem Stress, der irgendwann im Burn-Out münden kann. Um diese perfektionistischen Ansprüche ablegen zu können, ist es wichtig, am eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten und zu lernen, dass Fehler menschlich und okay sind. Eine nicht perfekt ausgeführte Aufgabe sagt nichts über den Menschen dahinter oder gar über seinen Wert aus. Gerade Menschen, die häufig Di-Stress erleben, müssen lernen, die eigene Leistung wertzuschätzen.

Selbstverständlich kommen wir im Leben auch in Situationen, an denen wir nicht viel ändern können. So müssen heutzutage viele den Spagat zwischen Vollzeitjob und Kindererziehung vollbringen oder sich um ein krankes Familienmitglied kümmern. All diese Situationen lösen natürlich Di-Stress aus. Wichtig hierbei ist es, die negativen Gegebenheiten zu akzeptieren. Nur dann sind wir in der Lage, rational zu handeln und die Situation zu bewältigen. Selbstverständlich sollte die Last nicht nur auf unseren eigenen Schultern liegen. Um Di-Stress zu vermeiden, ist es auch wichtig, die Hilfe anderer anzunehmen und sich die Last aufzuteilen.

Der schmale Grat zwischen Di-Stress und Eu-Stress

Der Übergang zwischen Eu-Stress und Di-Stress ist häufig fließend. Eine anfänglich als motivierend empfundene Stresssituation, kann sich in Di-Stress verwandeln, wenn sie lange anhält. Wie wir Stress wahrnehmen, ist außerdem von Person zu Person unterschiedlich. Während manche Personen sehr resilient gegenüber Stress sind, kann die Belastungsgrenze bei anderen Personen viel schneller erreicht sein. Das hängt allerdings auch viel mit unserer Physiologie und vorangegangenen Erfahrungen zusammen. Wer also schneller Stress empfindet als andere, ist deshalb nicht “schlechter” oder “weniger wert”. Im Gegenteil – wir müssen unsere Grenzen besser kennenlernen und für sie einstehen. 

Life & Health Coaching setzt da an, wo wir unser Leben so anpassen sollten, dass wir unsere Eu-Stress-Momente erhöhen sollten und die Di-Stress Aspekte reduzieren sollten. Berufliche Veränderungen, Private Veränderungen, das Auflösen von inneren oder äußeren Konflikten. Hier helfen Life Health Coaches, dass Klienten für sich ein Leben etablieren, dass sie “im wesentlichen im Flow sein läßt!” Und für die Situationen, in denen trotzdem negativer Stress mal phasenweise die Überhand behält, helfen Techniken wie Meditation, Yoga, Sport, Autogenes Training oder ein natürliches nahes Gespräch unter echten Freunden. Diese reinen Di-Stress-Phasen sollten idealerweise nicht länger als 3 Monate sein, denn dann läuft man Gefahr, dass sich der Di-Stress chronifiziert. Es lohnt sich also, ein nachhaltiges Lebens- und Arbeitskonzept zu entwickeln.